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News 2022

Meine Reise nach Uganda

Von Bennet Schweer, 21.03.2022

Hallo, mein Name ist Bennet Schweer. Ich bin 17 Jahre alt und mache derzeit mein Abitur am Marianum in Meppen. Im Februar 2022 bin ich für zwei Wochen nach Uganda gefahren, wo ich viele Erfahrungen und unvergessliche Erlebnisse sammeln durfte. Der Hauptgrund für meine Reise war, mir im Land zwei Entwicklungsprojekte anzuschauen, die von meinen Familienmitgliedern unterstützt werden.

Außerdem habe ich mir die Lebensverhältnisse der dort wohnenden Menschen angeschaut und das Land besichtigt. Zusammengereist bin ich mit zwei Freunden, meiner Schwester und einer Freundin meiner Cousine. Meine Cousine Anna-Maria Schweer, die derzeit im Krankenhaus in Lwala ein freiwilliges soziales Jahr vom Bistum Osnabrück absolviert, ist auch sieben Tage mit uns gereist.

Bevor ich zeige, was ich in Uganda erlebt habe, stelle ich euch die zwei Entwicklungsprojekte vor: 1. Zum einen arbeitet meine Cousine in dem im Ort Lwala ansässigen Krankenhaus. Dort unterstützt sie als examinierte Krankenpflegerin das Krankenhausteam im St. Camillus Hospital. Des Weiteren sammelt sie mit Unterstützung der katholischen Kirche und unserer Familie Spenden für das Krankenhaus, um dort für eine ausreichende medizinische Versorgung zu sorgen. Ich wirke mit, indem ich Geldspenden sammle und medizinische Utensilien als Spende entgegennehme und beides bei meiner Reise mit zum Hospital gebracht habe.

2. Das zweite Projekt ist die NGO Fabio (First African Bicycle Information Organisation). Diese Organisation hat zum Ziel, das Leben der Menschen durch viele verschiedene Programme rund um nachhaltige Mobilität zu verbessern. Es wird versucht, im Land das Fahrradfahren stärker in den Vordergrund zu rücken. Dadurch soll Hausarbeit effektiver erledigt werden können. Besonders Frauen profitieren von dem Projekt. Auch soll dadurch der Zugang zur Bildung für schulpflichtige Kinder verbessert und ausgebaut werden. Ein weiterer Unterstützungspunkt der NGO ist, Fahrradkrankenwagen für Menschen mit gesundheitlichen Problemen bereitzustellen. Diese NGO hat meine Schwester Luca Sophie Schweer (Abitur am Marianum 2019) im Zuge des Honors Programm ihrer Universität Groningen unterstützt. Nebst den Erkenntnissen im Zuge der medizinischen Hilfe und den Erzählungen über das FABIO Projekt konnten wir das Land erkunden.

Die ersten zwei Tage meiner Reise waren noch ziemlich ruhig. Sie halfen jedoch sehr, sich erstmal an den afrikanischen Standard zu gewöhnen. Wir sind um 6 Uhr morgens in Entebbe gelandet und haben direkt meine Cousine getroffen. Etwas Schlaf musste noch nachgeholt werden. Anschließend mussten wir uns erstmal an verschiedene Tiere, z.B. Moskitos, aber auch Geckos im Schlafraum gewöhnen. Auch das Duschen mit ausschließlich kaltem Wasser war sehr gewöhnungsbedürftig. Am Ankunftstag haben wir in einer westlich orientierten Stadt nur noch Lebensmittel eingekauft. Die Auswahl war sehr vielfältig.

Bevor unser sechstes Reisegruppenmitglied gelandet ist, haben wir den botanischen Garten in Entebbe besichtigt. Die großen Bäume und der Ausblick auf den Lake Viktoria sind faszinierend und wunderschön. Der Lake Viktoria ist der drittgrößte See der Welt. In diesem botanischen Garten wurde der erste Tarzan-Film gedreht.

Nachdem unsere Reisegesellschaft vollständig war, haben wir fast einen ganzen Tag im Auto verbracht; ca. 13 Stunden mussten wir fahren, um in den Westen von Uganda zu gelangen. Während der Fahrt haben wir dann auch die schlechte Qualität der Straßen in Uganda mitbekommen. Tiefe Schlaglöcher waren in den Straßen. Für die gleichen Kilometer braucht man in Deutschland ungefähr sechs Stunden. Kurz nachdem wir den Äquator überquerten und dort gefrühstückt hatten, bekamen wir unsere erste Autopanne. Der hintere rechte Reifen war kurz vor dem Platzen und das Ersatzrad sah ebenfalls sehr instabil aus. Überdies kamen wir in unsere erste Polizeikontrolle, in der wir den Polizisten Geld zahlen mussten, ohne erkenntlichen Grund, lediglich, weil diese es so verlangten. Korruption ist ein relativ großes Problem in Uganda. Polizisten erhalten keinen ausreichenden Lohn. Einige Nerven weniger und Stunden später kamen wir dann bei tiefer Dunkelheit bei unserem Hotel im Nirgendwo am Rande des Queen Elisabeth National Park an. Lediglich Hyänen waren noch unterwegs!
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir damit, den Nationalpark zu besichtigen. Wir sahen viele interessante Tiere wie Nilpferde, Elefanten, Affen etc. in freier Wildbahn und konnten die schöne Natur genießen. Dann fuhren wir wieder in den Norden und verbrachten eine Nacht in der Stadt Hoima. Natürlich durfte auch bei dieser Fahrt eine Panne am Auto nicht fehlen. Insgesamt hatten wir nur eine Fahrt ohne Panne.

Am sechsten Tag fuhren wir dann in das Dorf Lwala, in dem meine Cousine ihr FSJ absolviert. Auf dem Weg dorthin hatten wir wieder zwei Autopannen. Diese konnte wir ohne fremde Hilfe beheben. Beim Street-Food-Kauf wurde unser Auto von Straßenverkäufern umzingelt. Die Verkäufer blieben lange am Auto stehen und betrachteten uns wie Löwen im Zoo. Endlich in Lwala angekommen, wurden wir mit Gesang von jungen Schulmädchen begrüßt und zu unserer Unterkunft begleitet. Abends saßen wir noch ein wenig zusammen und machten Bekanntschaft u.a. mit dem Pastor der Gemeinde dort.
In Lwala habe ich das erste Mal in meinem Leben meine Wäsche mit der Hand gewaschen, so wie es die Frauen dort regelmäßig tun. Nachmittags besichtigten wir dann das Krankenhaus, welche große Unterschiede zu europäischen Krankenhäusern aufweist. Sollte es dort zu regnen anfangen, liegen die Patienten oft im Nassen. Glücklicherweise konnten wir unsere medizinischen Mitbringsel übergeben und somit etwas zur Verbesserung der Situation beitragen. Abends wurde uns zu Ehren ein Fest gefeiert. Wir haben mit den Dorfbewohnern lokale Spezialitäten gegessen und nach der regionalen Musik getanzt.

Die darauffolgenden Tage verbrachten wir im Osten des Landes, beim Mount Elgon. Morgens um 10 Uhr sind wir dann von Lwala aufgebrochen und konnten ohne Panne zum nächsten Hotel fahren. Den wunderschönen Ausblick aufs Tal konnten wir vom Eingang unserer Hütten schon genießen. In Sippi hat man uns das Kaffeeherstellen gelehrt. Auch wurde uns erklärt, wie die Hütten nachts vor Regen geschützt werden. Morgens, bei Sonnenaufgang sind wir wandern gegangen. Es war eine unglaublich schöne Aussicht, eine super schöne Natur mit Wasserfällen, riesigen Bäumen und faszinierenden Tieren.
Zwei Tage später ging es für uns nach Jinja, in die Stadt, in der FABIO ihren Sitz hat. An diesem Ort entspringt der Nil. Der deutsche Gründer unseres Hotels berichtete uns vom ausgebrochenen Russland-Ukraine-Konflikt. Wir hatten nichts davon mitbekommen, da wir oft kein Internet hatten. Diese Information machte uns sehr betroffen und drückte auf unsere Stimmung.

Die beste Freundin meiner Cousine musste bereits am Mittwoch abreisen. Nach einem PCR-Test fuhren wir an den Aerobeach, an dem viele kaputte Flugzeuge etc. zur Besichtigung liegen, bevor wir sie zurück nach Deutschland verabschiedeten.
An unseren letzten Tagen haben wir die Chance genutzt, den Regenwald zu besichtigen. Auch dort sahen wir viele interessante Bäume und Tiere. Wie hatten das Glück, beide noch vorkommenden Primatenarten zu sehen. Am Ende der Tour fing ein heftiges Gewitter mit starkem Regen an.
In der Hauptstadt Kampala wurde Autofahren wieder zu einem Erlebnis. Eigentlich hatten wir geplant, die Stadt zu vermeiden, da dort keine erkennbaren Straßenverkehrsregeln herrschen, hatten aber die Nationalmoschee zum Ziel.
Ich fand es sehr beeindruckend, wie die Muslime ihr Gebet feiern und wie Moscheen aufgebaut sind. Abends verabschiedeten wir uns von unserem treuen Fahrer Umar. Er hatte uns die ganze Reise begleitet. Am letzten Tag mussten auch wir einen PCR-Test machen. Am 27.02.2022 nach dem Check-in befanden wir uns dann um 6 Uhr morgens im Flugzeug nach Deutschland.

Grundsätzlich lässt sich zu Uganda sagen, dass das Land faszinierend und wunderschön ist. Die Natur ist hinreißend. Die einheimischen Menschen sich sehr nett und hilfsbereit. Leider bietet das Land auch einige Schattenseiten. Die Arbeitslosenquote liegt bei 60%. Die Kinder können teilweise nicht zur Schule gehen, da sie für ihre Eltern nach Geld betteln müssen. Außerdem hat das Land ein großes Müll- Problem. Überall am Straßenrand liegt haufenweise Müll. Dieser Müll wird entweder verbrannt oder weht weg. Es riecht stark nach verbranntem Plastik. Recycling gibt es in Uganda nicht.
Dennoch empfehle ich persönlich jedem, in dieses Land zu reisen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Es wird nicht um sonst von der Perle Afrikas gesprochen.
 
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