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News 2021

Mark Hancock: „Third Wave“

Von J. Schmitz, 27.03.2021

You are my favourite school in Germany to talk about the experiment „Third Wave“.

So verabschiedete sich Mark Hancock, der 1967 als Schüler an der Cubberley High School in Palo Alto das Sozialexperiment „Third Wave“ miterlebte, nach einer neunzigminütigen spannenden und aufschlussreichen Videokonferenz am vergangenen Donnerstag (25.03.2021) und dankte für einen gelungenen Abend.

Warum schließen sich Menschen immer wieder faschistischen Gruppen an? Wieso wiederholen sich in der Geschichte totalitäre Strukturen? Diesen Fragen wollte Ron Jones 1967 als Lehrer an der Cubberly High School im Fach Welt- und Sozialkunde mit seinen Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Sozialexperiments „Third Wave“ nachgehen. Bei dem Experiment, das weltweit Aufsehen erregte, stellte Ron Jones in nur fünf Tagen autoritäre Machtverhältnisse im Klassenzimmer her und zeigte den Schülerinnen und Schülern damit, wie leicht man selbst Teil solcher Bewegungen werden kann. Als die Dynamiken immer aggressiver wurden und das Experiment sich verselbstständigte, brach Ron Jones das Projekt ab. Seine Erfahrungen hielt er 1976 als Kurzgeschichte fest. Im Anschluss erfolgte eine Verarbeitung zu einem Roman, zwei Spielfilmen, einem Theaterstück, einem Musical, einer Netflix-Serie und mehreren Dokumentarfilmen. Mittlerweile gehört das auf Tatsachen basierende Sozialexperiment „Die Welle“ vielerorts in textlicher oder filmischer Form zum Unterrichtsstoff ausgewählter Fächer, als Warnung vor dem gefährlichen Reiz, den totalitäre Systeme auf junge Menschen ausüben können.

Nachdem sich die Pädagogikkurse der Jahrgangsstufe 11 in den vergangenen Wochen mit Merkmalen von Gehorsam und gruppenkonformen Verhalten unter anderem anhand des Experiments „Third Wave“ beschäftigt hatten, wurde ihnen am Donnerstag die Möglichkeit eröffnet, den mittlerweile in Seattle lebenden Mark Hancock zu interviewen. Um 19:30 Uhr Ortszeit (11:30 Uhr in Seattle) kamen nun also über 70 Schülerinnen und Schüler und interessierte Kolleginnen und Kollegen des Marianum in einer Videokonferenz zusammen, um von einem Zeitzeugen mehr über das Experiment zu erfahren.

Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person, der Cubberly High School sowie den politischen und sozialen Umständen in Palo Alto um 1967, wandten sich verschiedene Schülerinnen und Schüler mit Fragen an Mark. Sie wollten unter anderem erfahren, welche Rolle er in dem Experiment eingenommen hat, ob er mit Gewalt konfrontiert wurde, wieso er sich nicht gewehrt und sich gegen die Bewegung der „Third Wave“ gestellt hat und inwiefern seine Erfahrungen sein Leben und seine Einstellung geprägt hätten.

Mark, der alle Fragen ausführlich beantwortete und so den Schülerinnen und Schülern einen Blick hinter die Kulissen der Hollywood-Verfilmungen des Experiments bot, betonte in diesem Zusammenhang, dass ihn die gemachten Erfahrungen in der Klasse von Ron Jones in Kombination mit den Sechzigern und seinen politisch aktiven Eltern zu einer rastlosen Seele gemacht hätten. Es sei eine schmerzhafte, aber wertvolle Lektion für sein Leben gewesen und er sei nun stolz darauf, dass die Geschichte der Welle Teil des Widerstands gegen totalitäre Regime geworden ist. Er möchte seine Erfahrungsberichte dafür einsetzen, jungen Menschen kritisches Denken zu vermitteln, dass sie rücksichtsvoll gegenüber ihren Mitmenschen und Freunden sind und die Werte der Demokratie pflegen und leben. Er hat von seinem Lehrer Ron Jones gelernt, dass man keine Angst davor haben darf, die eigene Stimme zu erheben und für Gerechtigkeit und Freiheit zu kämpfen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Nachdem Mark Hancock bereits 2015 persönlich am Marianum war, um von seinen Erfahrungen zu berichten, war auch die Videokonferenz am vergangenen Donnerst ein voller Erfolg. Aus diesem Grund möchten wir uns als Fachgruppe nochmal für die gelungene Veranstaltung bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Franz Albers für die Organisation und natürlich Mark Hancock für seine persönlichen Einblicke bedanken und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in Meppen.

Einen Artikel der NOZ über die Videokonferenz mit Mark Hancock können Sie hier nachlesen.

 
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