G E M E I N S C H A F T       L E B E N       L E R N E N

News des Jahres 2016

 

LWH Akademie

Zwischen Konstrukt, Hass und Manie

Von Torren Frank, 28.04.2016

Zum Besuch des Akademieabends im Ludwig-Windhorst-Haus mit dem Thema „Als wär´s die Büchse der Pandora – Hitlers „Mein Kampf“, eine kritische Edition“ am 04.04.2016.

Der Tagungssaal im Ludwig-Windhorst-Haus war fast restlos, überwiegend durch Schülerinnen und Schüler, gefüllt, als Herr Prof. Dr. Magnus Brechtken das Podium betrat. Brechtken, stellvertretender Direktor des Münchner Institutes für Zeitgeschichte, stellte zu Beginn kurz seinen persönlichen Werdegang sowie die wichtigen Betätigungsfelder des Institutes vor, woran anschließend er sich dem eigentlichen Thema der Veranstaltung widmete. Dabei zeigte er auf, dass Adolf Hitler sich bei der Schilderung seines Werdeganges im ersten Teil des Buches, den er 1924/25 während seiner Haft in Landsberg verfasste und den er „Eine Abrechnung“ nannte, seiner Kreativität bediente und sich seine eigene Geschichte zusammenreimte wie sie ihm gefiel.

Der zweite Teil „Die nationalsozialistische Bewegung“, welchen Hitler 1925/26 größtenteils auf dem Obersalzberg verfasste, handle, so Brechtken, von Hitlers Wunschdenken über eine für ihn perfekte Welt mit ihm als unangefochtenem Führer. Dieser Teil enthalte menschenverachtende Passagen und Kapitel zu seinen Rassentheorien. Eindringlich schilderte Brechtken die Geschichte von Hitlers Zweiteiler „Mein Kampf“. Es gebe, so der Referent, mehr als 1000 Auflagen und ca. 12 Mio. deutschsprachige Exemplare der damaligen, so wörtlich, „Alternativ – Bibel“.

Es sei für die Allgemeinheit der Historiker seit jeher unverständlich, warum die Rechte an dem Manifest des Hasses von der bayrischen Landesregierung seit Hitlers Ableben streng unter Verschluss gehalten wurden. Des Weiteren sei diese Art der Geheimhaltung absolut unverständlich, da eine ganze Reihe von Hitler-Texten seit langem auf dem Markt und darüber hinaus auch der Erwerb von „alten“ Originalen oder die Beschaffung als PDF-Datei legal seien. Zudem sei „Mein Kampf“ stets in der englischen Sprache im Nachdruck verfügbar gewesen. Für das Institut für Zeitgeschichte sei es daher eine Selbstverständlichkeit gewesen, mit dem Auslaufen des Urheberrechtes am 01.01.2016 eine kommentierte Version mit dem Originaltext Hitlers zu publizieren, in welcher eine Dekonstruktion und historische Einordnung der Thesen Hitlers erfolgen sollte.

Herr Prof. Brechtken betonte die Wichtigkeit der Ausgabe seines Institutes für die Aufarbeitung der NS-Zeit und hob das überaus gelungene Layout des Buches hervor. Anschließend an den zeitlich relativ knapp bemessenen Vortrag stellte sich Brechtken den Fragen seines Auditoriums. Nach der Veranstaltung konnte man das Werk im Foyer zum Preis von 59 € erwerben.

Abschließend lässt sich sagen, dass Herr Prof. Brechtken das Thema nicht so behandelte, wie es angesichts der großen Anzahl von Schülern (vom Marianum waren über 50 Teilnehmer der Jahrgangsstufen 10-12 dabei) wünschenswert gewesen wäre, da die Bedeutung und die Inhalte des Buches nur am Rande erläutert wurden. Alles in allem war es zwar ein informativer Abend, jedoch mit „Luft nach oben“.

 
NACH OBEN