Bundesfinale „Jugend forscht“ – Sonderpreis für Marianum-Schülerin Paula Schoe
Von T. Fiebig, 20.06.2025
Paula Schoe, Elftklässlerin am Gymnasium Marianum Meppen, darf sich von nun an „Bundessiegerin“ nennen. Beim Bundesfinale „Jugend forscht“ in Hamburg erhielt die Dörpenerin den Sonderpreis für eine Arbeit auf dem Gebiet der chemischen Nanotechnologie, gestiftet von den Fonds der Chemischen Industrie und mit 1000 Euro dotiert.
Mit ihrem Projekt „Synergetische Nutzung natürlicher Farbstoffe als Sensibilisatoren für die Photokatalyse“ hatte sich Paula über Siege beim Regional- und Landeswettbewerb für das Bundesfinale qualifiziert. Dort präsentierten die besten 167 Jungforschenden Deutschlands, ausgesucht aus einer Gesamtteilnehmerzahl von über 10000 jungen Forscherinnen und Forschern, ihre Ergebnisse der Fachjury. Zwei kritische Jurygespräche galt es vor Ort zu meistern und im Anschluss war Paula vollauf zufrieden: „Das mündliche Feedback der Jury fiel sehr positiv aus – besonders meine schriftliche Arbeit und meine geplante Weiterführung des Projekts mit Fluoreszenz-Methoden wurde gelobt.“ Als dann ihr Name auf der großen Leinwand erschien und der Gewinn des Sonderpreises verkündet wurde, war die Sensation perfekt. „Ich bin unglaublich stolz, am Bundeswettbewerb teilgenommen und sogar einen Sonderpreis erhalten zu haben. Mein großer Dank gilt meinen Projektbetreuern, die mich in allen Phasen unterstützt haben – in Momenten des Zweifelns genauso wie in den Momenten des Erfolgs“, resümiert Paula diese einmalige Erfahrung.
Ganz im Sinne des diesjährigen Wettbewerbsmottos „Macht aus Fragen Antworten“ hatte sich die Elftklässlerin monatelang mit beeindruckender Tiefe und außergewöhnlichem Forschergeist ihrem Projekt gewidmet. Dabei hat Paula nicht nur ihr Fachgebiet durchdrungen, sondern auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen. So konnte sie eine Hypothese zum Reaktionsmechanismus der Anlagerung einer Farbstoffmischung an TiO2-Partikel aufstellen und Stoffgemische herstellen, die effektiver Licht absorbieren und somit die Grundlage für weitere Forschung darstellen, etwa zur Entwicklung einer Fotosolarzelle. Begleitet wurde Paula während der Arbeit von Nicole Schröder, Leiterin der Jugend forscht-AG am Gymnasium Marianum, die ebenfalls stolz auf die Preisträgerin ist: „Paula ist erst seit diesem Schuljahr an unserer Schule und wollte gerne zum Marianum, weil es anderswo keine vergleichbare Jugend forscht-AG gibt. Seitdem hat sowohl in der AG als auch im Rahmen unseres Forder-Förder-Projekts sehr ehrgeizig an ihrem Thema gearbeitet!“
Eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte ist im Übrigen nicht ausgeschlossen – im nächsten Schuljahr möchte Paula erneut am „Jugend forscht“-Wettbewerb teilnehmen.
Erfahrungsbericht von Paula Schoe
Donnerstag
Am Donnerstagmittag erreichten wir gegen 13 Uhr die Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Gleich am Eingang wurden wir von einem großen Jugend forscht-Plakat begrüßt. Ein freundlicher Pförtner erklärte uns, wo wir parken konnten. Obwohl das Gelände der Universität riesig war, fanden wir den Haupteingang schnell.
Mit meiner Plakatrolle, meinem Gepäck und einer Kiste voller Proben, die ich bereits am Montag vorbereitet hatte, betrat ich das Gebäude – meine Aufregung war kaum noch zu bändigen. Direkt am Eingang wurden wir herzlich von zwei Frauen am Check-in-Schalter begrüßt. Ich erhielt einen Beutel mit einigen Geschenken, und ein freundlicher Student brachte uns zu meinem Stand.
Im Gegensatz zum Landeswettbewerb waren die Projekte beim Bundeswettbewerb nach Fachgebieten sortiert. Mein Fachgebiet Chemie war durch die Farbe Grün gekennzeichnet, passend zum Logo der aktuellen Wettbewerbsrunde. Mein Stand befand sich am Ende einer langen Reihe, was ich zunächst etwas schade fand. Nach dem Aufhängen meiner beiden Plakate und einem Mittagessen bauten wir den restlichen Stand auf. Besonders schön fand ich die Wandbeschriftung mit meinem Namen, dem Bundesland Niedersachsen, meinem Projekttitel und den Namen meiner Projektbetreuer.
Gegen 15:30 Uhr verabschiedete ich mich von meiner Betreuerin Frau Schröder, da die Projektbetreuer den Veranstaltungsbereich verlassen mussten. Um 16 Uhr fand die offizielle Begrüßung im Hörsaal 5 statt. Da nicht genügend Sitzplätze vorhanden waren, mussten Organisatoren, Offiziere und Soldaten stehen, während wir Jungforschenden Platz nahmen. Nach der einstündigen Begrüßung sollte ein Gruppenfoto draußen gemacht werden – doch es regnete, also wurde das Foto kurzerhand im Hörsaal aufgenommen. Nach einer kurzen Campustour, die wegen des Regens früh endete, gingen wir zur „Heimgesellschaft“ zum Abendessen. Der Abend war sehr schön, und gegen 21:30 Uhr wurden wir mit Bussen zu unseren Hotels gebracht. Am Abend wurde ich jedoch wieder etwas nervös, denn die Uhrzeiten für die Jurygespräche am Freitag standen fest. Mein erstes Gespräch war direkt um 8:45 Uhr – ich war die Erste im Fachgebiet Chemie.
Freitag
Am Freitagmorgen fuhren wir mit dem Bus zur Universität und versammelten uns erneut im Hörsaal 5. Nach einer Tagesvorbesprechung stellte ich mich an meinem Stand auf die Jurygespräche ein. Die Präsentation sollte nicht länger als fünf Minuten dauern, doch ich überschritt diese Zeit leider leicht. Das Juryteam bestand aus zwei Fachleuten: einer Professorin für Physikalische Chemie und einem Polymerchemiker. Die anschließenden Fragen waren allgemein gehalten und eigentlich ganz gut zu beantworten. Mein zweites Jurygespräch war um 13:40 Uhr. Ich legte den Fokus stärker auf meine Ergebnisse und die Innovationskraft meiner Arbeit. Die Jury war diesmal kritischer. Eine Jurorin stellte die These auf, mein beobachteter Synergieeffekt könne ein Streueffekt sein. Ich konnte jedoch zwei fundierte Gegenargumente nennen, auch wenn die Jurorin nicht völlig überzeugt wirkte.
Am Abend ging es nach St. Pauli in einen Club direkt am Hamburger Hafen. Vom „Sonnendeck“ aus hatten wir einen spektakulären Blick auf die Elbphilharmonie – ein echtes Highlight. Bei gutem Essen und in entspannter Atmosphäre war der Abend für mich einer der schönsten Momente des Wettbewerbs. Die goldene Abendsonne eignete sich auch perfekt für wunderschöne Aufnahmen des Hamburger Hafens.
Samstag
Am Samstagmorgen gab es letzte Jurybesprechungen. Bei mir kam jedoch keine Jury mehr vorbei. Ich nutzte die Zeit, um mir die anderen Projekte anzusehen. Besonders spannend fand ich z. B. einen Anzug zum Hochklettern an Wänden und ein Projekt zu den Auswirkungen eines Social Media Detoxes. Am Nachmittag öffnete die Ausstellung für die Öffentlichkeit. Ich traf Frau Schröder, meine Eltern und überraschend auch meinen ehemaligen Projektbetreuer Herrn Dr. Robin. Das mündliche Feedback der Jury fiel sehr positiv aus – besonders meine schriftliche Arbeit und meine geplante Weiterführung des Projekts mit Fluoreszenz-Methoden wurde gelobt.
Um 19 Uhr begann die Sonderpreisverleihung in der Mensa der Universität. Ich war völlig entspannt – bis plötzlich meine Standnummer auf der Leinwand erschien. Ich sollte auf die Bühne! Ich erhielt den Sonderpreis für eine „Arbeit auf dem Gebiet der chemischen Nanotechnologie“, gestiftet von den Fonds der Chemischen Industrie und mit 1000 Euro dotiert. Als mir eine Frau die Urkunde überreichte, fragte der Moderator: „Ich habe gehört, dass du bald Abitur machst?“ Ich antwortete spontan: „Äh, nein, eigentlich erst in zwei Jahren.“ Das Publikum lachte, und ich konnte selbst kaum glauben, was gerade passiert war. Danach gab es ein High Five mit dem Maskottchen „Minty“ – ein schöner Abschluss des Abends.
Sonntag
Am Sonntagmorgen wurden wir zur Lufthansa Technik AG gebracht, wo die große Siegerehrung stattfand – in einer riesigen Halle mit einem echten Wasserstoffflugzeug. Ich war zwar aufgeregt, aber auch stolz auf das bisher Erreichte. Das feierliche Einlaufen der Jungforscher – begleitet von Livemusik, begrüßt durch Moderator Ralph Caspers und sogar in Anwesenheit des Bundespräsidenten – war für mich der bewegendste und mit Abstand schönste Moment des gesamten Wettbewerbs. Auch wenn ich nicht unter die Top 5 kam, bin ich einfach dankbar, dabei gewesen zu sein.
Ich bin unglaublich stolz, am 60. Bundeswettbewerb von Jugend forscht teilgenommen und sogar einen Sonderpreis erhalten zu haben. Mein großer Dank gilt meinen Projektbetreuern, die mich in allen Phasen unterstützt haben – in Momenten des Zweifelns genauso wie in den Momenten des Erfolgs. Jetzt bin ich offiziell Bundespreisträgerin – und motivierter denn je, mein Projekt weiterzuführen und im nächsten Jahr erneut anzutreten!
Presseschau zum „Jugend forscht“-Wettbewerb:
Waslosin-Meppen
Schulstiftung im Bistum Osnabrück