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News 2024

Besuch der Gedenkstätte Esterwegen am 21. und 22.02.24

Von D. Krull, 15.04.2024

Auch in diesem Jahr erfolgte der für den gesamten Jahrgang 10 traditionell stattfindende ganztägige Besuch der Gedenkstätte Esterwegen im Kontext des im Geschichtsunterricht zu behandelnden Themengebietes des Nationalsozialismus. Im Zuge dessen haben sich insgesamt fünf Klassen an zwei Tagen auf die Reise nach Esterwegen begeben, um einen Teil der lokalen Geschichte des Nationalsozialismus unmittelbar erfahren zu können. Was, wie sich anhand vieler anschließender Gespräche herausstellte, einen bleibenden Eindruck bei den Schülern hinterlassen hat. Auf diese Weise wird den sonst teils abstrakt anmutenden Lerninhalte des Geschichtsunterrichts durch den Besuch einer solchen Gedenkstätte und damit einhergehend dem unmittelbaren Erleben von Regionalgeschichte ein deutlich eingängigerer Zugang zuteil. Bezüglich des Besuches der Gedenkstätte berichten stellvertretend Ouisam El Hadri, Lilo Riedemann, Fabian Jarminowski und Finn Amegashie:

Nach der Ankunft in der Gedenkstätte wurden wir aufgrund der Größe in zwei Gruppen aufgeteilt. Dabei durchlief eine Gruppe erst die Ausstellung der Gedenkstätte und die andere Gruppe, der wir zugehörten, startete mit der Begehung des ehemaligen Lagergeländes. Vor dem Außengelände wurden wir zu Beginn über den groben Aufbau des Lagers, das in einem Häftlingsbereich und einem Wachmannschaftsbereich aufgeteilt ist, einführend informiert. Dabei wurde erklärt, dass innerhalb des Häftlingsbereiches die Barackenstandorte durch Baumgruppen nachgebildet wurden, die sowohl die Höhe als auch die Fläche der Baracken nachbilden sollte.

Im Anschluss an die kurze inhaltliche Einführung durften wir das Außengelände selbstständig erkunden. Zutritt zum ehemaligen Lagergelände erlangten wir durch ein kupferfarbenes Tor, das den ehemaligen Lagerzaun symbolisieren soll. Dabei ist uns direkt aufgefallen, dass von den früheren Lagerstrukturen nur noch wenige Dinge vorhanden waren. Doch konnten wir einige Gegenstände des Lagers, wie beispielweise die ehemalige Lagerstraße oder Fundamentreste der Wachtürme durch Zeitfenster sehen. Auch waren Reste eines Springbrunnens und einer Treppe im Wachmannschaftsbereich erhalten, die damals zu einem großen Denkmal führte. Generell war zwischen dem Bereich der Wachmannschaften und dem Häftlingsbereich ein deutlicher Unterschied zu sehen. Dieser wurde visuell durch ein weiteres kupfernes Tor getrennt. Dabei erklärte uns die Mitarbeiterin der Gedenkstätte, dass die Architektur der Lagerbereiche eindeutig darauf schließen ließ, dass die Häftlinge als minderwertiger angesehen wurden. So gab es im Wachmannschaftsbereich einen Springbrunnen und einen kleinen Park mit Teich und Gärten. Der Häftlingsbereich war trist und kahl und die Baracken wurden symmetrisch nebeneinander errichtet, um möglichst viele Häftlinge unterzubringen.

Nach der Besichtigung des Außengeländes erfolgte der Besuch des Klosters, das sich auf dem Gelände befindet. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Nonne Sr. Birgitte und dem Theologen Michael Strodt im Gedenkraum gingen wir in den Raum der Stille, wo wir aufgefordert wurden, einen kurzen Moment in Stille und Einkehr zu verbringen. Anschließend tauschten wir uns über unsere Gedanken aus und haben gemeinsam das Moorsoldatenlied gesungen. Bevor es im Anschluss in die Ausstellungshallen ging, haben wir noch eine Führung durch das Kloster und die Kapelle erhalten.

Vor dem Rundgang hörten wir einen ca. 30-minütigen Vortrag durch die Gedenkstättenmitarbeiterin Frau Horstmann. Der anschließende Rundgang im Gebäude der Gedenkstätte, das direkt an das ehemalige Arbeitslager Esterwegen angrenzt, führte uns durch eine eindringliche Zeitreise in die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Beim Betreten gelangten wir in eine leere, jedoch emotionsgeladene Eingangshalle, in der sich in der Mitte ein großes Luftbild des Lagers befindet, sowie eine Karte, die uns einen Überblick über die anderen Emslandlager verschaffte. Von der Eingangshalle gingen wir weiter in den Ausstellungsbereich der Gedenkstätte. Dort gibt es eine Wand mit Portraits zu einigen Häftlingen, die damals im KZ interniert waren. Außerdem ist eine Uniform der Wachmannschaft sowie Waffen und Patronen ausgestellt, die stumme Zeugen der Gewalt und Unterdrückung sind, die einst in diesem Lager herrschten. Innerhalb der Ausstellung haben wir uns dann in Kleingruppen aufgeteilt und verschiedene Rechercheaufgaben erhalten, die u.a. die Geschichte des Lagers erklärte und einen bleibenden Eindruck von den Häftlingen und den Lebensbedingungen, unter denen die Insassen leben mussten, hinterließ. Der Rundgang durch die Ausstellung ist jedoch nicht nur eine Gelegenheit, historische Artefakte des Lagers zu betrachten, sondern vielmehr eine Chance, sich mit den Schicksalen der Menschen auseinanderzusetzen. Es ist somit ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus und eine Erinnerung daran, wohin Hass und Intoleranz führen können.


Von Ouisam El Hadri, Lilo Riedemann, Fabian Jarminowski und Finn Amegashie
 
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