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Marianum als „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ ausgezeichnet


Von QRage, 04.12.2015

Das Marianum darf sich seit Oktober dieses Jahres „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ nennen. Dies ist das Ergebnis der Unterschriftenaktion, die im Schuljahr 2014/15 von mehr als 95% der SchülerInnen, LehrerInnen und MitarbeiterInnen unterstützt wurde. Die Auszeichnungsveranstaltung wird am 14. Januar 2016 in der Aula des Marianum stattfinden.

Die Pegidamärsche im letzten Jahr gaben den Anstoß dazu, dass wir, eine Klasse 10 am Marianum, uns im vergangenen Schuljahr dazu entschieden, angesichts der vielen kontroversen Diskussionen, aber auch rassistischen Parolen nicht die klassischen Themen des Lehrplans des Faches Deutsch zu erörtern.

Stattdessen stellten wir die Begriffe Rassismus, Zivilcourage und Toleranz ins Zentrum der Diskussion um Pegida.

Schnell wurde deutlich, dass die Ausfüllung von Schlagworten wie Toleranz und Zivilcourage angesichts der notwendigen Integration anderer Kulturen in unsere Gesellschaft den Rahmen des Deutschunterrichts bei weitem sprengen würde und die ganze Schulgemeinschaft anging. Wir entschlossen uns daher, am Projekt "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" teilzunehmen, um diese Themen in die Öffentlichkeit unserer Schule zu tragen.

Bedingung für eine erfolgreiche Teilnahme war, Unterschriften in der Schule zu sammeln, durch die sich die Unterschreibenden für die Teilnahme am Projekt und damit für ein Zeichen zur Toleranz aussprechen konnten. Dass die Unterschriftenaktion so erfolgreich verlaufen würde, hätten wir selbst nicht erwartet. Es unterschrieben über 95% der Schulangehörigen.

Noch positiver war jedoch der Aspekt, dass wir durch diese Aktion auch Diskussionen auslösten. Wir wurden gefragt:
  • Was soll diese Aktion in Zukunft bringen? Können wir auch nachhaltig Impulse setzen?
  • Geht das Thema „Rassismus“ uns überhaupt etwas an, wir sind doch eine tolerante Schule?
  • Ist es nicht berechtigt, Angst vor fremden Kulturkreisen zu haben? Wisst ihr, dass keine Gefahr von diesen ausgeht?
Wir ernteten also durchaus auch Skepsis und müssen bis heute sagen, die Antworten auf viele Fragen nicht parat zu haben.

Was ist also das Ziel, der Projektgruppe „QRage am Marianum“, die sich nunmehr gebildet hat?

Wir möchten Projekte initiieren, die dazu beizutragen, Zivilcourage zu entwickeln, eine Haltung der Toleranz und des Respektes zu leben.

Nicht erst die vielen Unterschriften, sondern vor allem unser Schulleben zeigen, dass diese Haltung am Marianum bereits vielfach gefördert und praktiziert wird. Wir tragen mit unserer Projektidee dazu bei, dass traditionell am Marianum verankerte Werte gepflegt werden.

Es findet bereits jährlich das Helen-Keller-Sportfest statt, es gibt ein Seminarfach an der Schule mit dem Titel „Soziale Gerechtigkeit“, wir haben Partnerschulen in der Türkei, in Polen, Frankreich, den Niederlanden, im Jahrgang 10 absolvieren unsere Schülerinnen und Schüler ein Sozialpraktikum. Bereits dieser Einblick in die Aktivitäten des Marianum zeigen, dass die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ als eine Bestätigung der Grundhaltung an unserer Schule verstanden werden kann. Einen Grund, sich hierauf auszuruhen und diese als selbstverständlich zu erachten, gibt es dennoch nicht.

Gerade deshalb ist die Ernennung zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ eine Bereicherung für unsere Schule, die sich durch das Tragen dieses Titels dazu verpflichtet, jedes Jahr ein Projekt durchzuführen, das diesem Titel gerecht wird. Die Auszeichnung ist also eine Verpflichtung, die bestehende Kultur an der Schule fortzuführen und weiterzuentwickeln. Ein wichtiger Grund, mitzumachen.

Mit Erna de Vries konnten wir eine Patin für unser Projekt gewinnen, die in unserer Schule bereits seit langer Zeit ein willkommener Gast ist. Sie kommt mit unseren SchülerInnen über die eigenen Lebenserfahrungen insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus ins Gespräch. Es werden also Themen berührt, die vielfach mit Begriffen verknüpft sind, die im Zentrum unseres Projektes stehen.

Sie stellt für uns die ideale Persönlichkeit dar, um unser Projekt zu begleiten, es glaubwürdig und nachhaltig werden zu lassen.

Und nun? Das Marianum wird auf einer feierlichen Veranstaltung am 14.01.2016 als „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ ausgezeichnet werden, wir sind stolz und freuen uns sehr darauf. Doch was bleibt? Welchen Themen stellen wir uns?

Wir können derzeit täglich viele Beobachtungen machen, die bestätigen, dass die Projektgruppe „Schule mit Courage“ wichtig für unsere Schule ist:
  • die Beobachtung, dass immer mehr Flüchtlinge vor dem Krieg oder der Armut nach Europa fliehen und viele Bürger, auch Schüler, verunsichert sind.
  • die Beobachtung, dass viele von uns bereits versuchen, Flüchtlinge zu unterstützen und spüren, wie sehr sie hierbei gefordert werden.
  • die Beobachtung, dass die Pegidabewegung, die ausschlaggebend für unseren Entschluss zum Projekt war, sich gerade radikalisiert, direkt zu Gewalt aufruft und leider genau hierdurch vermehrten Zulauf erhält.
Neben der Flüchtlingsthematik gibt es aber auch…
  • das Gefühl, dass es manchmal schwerfällt, eine offene, tolerante Haltung auch zu leben.
  • das Wissen, dass wir uns gegenseitig oftmals nicht tolerant und respektvoll begegnen.
Es bleibt also die Frage nach unserer Haltung, wir wollen für uns relevante Themen finden, ohne in Aktionismus zu verfallen, zu aufgeklärten Ansichten beitragen, statt Parolen nachzurufen.

Wenn du Lust hast, an unserer Projektgruppe teilzunehmen, melde dich bei uns, wir können jede Unterstützung und deine Ideen gebrauchen, damit unsere Teilnahme am Projekt kein Strohfeuer bleibt, sondern eine lang anhaltende Wirkung erhält.

Bis bald, die Projektgruppe "QRage am Marianum"