Prüfungskurse Religion

 

Religionskurse besuchen Synagoge in Osnabrück


Von M. Fuest, 11.07.2014
Die Religionsprüfungskurse des Gymnasium Marianum besuchten am letzten Dienstag mit ihren Lehrern Frau Langenbach, Herrn Hogarz und Herrn Fuest die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Osnabrück: mit der Bahn, zu Fuß und mit dem Bus. Die Schülerinnen und Schüler wurden von Frau Lea Mor freundlich begrüßt, die als Tochter der im Emsland bekannten Jüdin Erna de Vries aus Lathen geboren wurde. Außerdem ist sie Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde Osnabrück.

Die heutige Synagoge ist ein moderner, nüchtern gehaltener Bau, der 2010 nach Umbau und Erweiterung eingeweiht wurde und Raum für ca. 80 Personen bietet und für größere Feste erweitert werden kann. Die Schüler bekamen eine Kopfbedeckungen, eine sogenannte Kippa, die Gottesfurcht und Bescheidenheit vor Gott ausdrücken soll. Die jüdische Gemeinde, die die Stadt und den Kreis Osnabrück sowie das Emsland und die Grafschaft Bentheim umfasst, habe – so Frau Mor - heute etwa 1000 Mitglieder, von denen ein Großteil aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion stammt. Es gebe ein gutes Gemeindeleben, man feiere gerne die Feste gemeinsam oder sehe Theateraufführungen oder andere kulturelle Veranstaltungen. Ferner erklärte Frau Mor den Schülerinnen und Schülern, dass es im Judentum eine große Bandbreite zwischen dem orthodoxen Judentum und den liberalen Gemeinden gibt. In Osnabrück handelt es sich um eine konservative Gemeinde, damit Juden jeder Gesinnung die Möglichkeit gegeben werden könne, ihren Glauben dort zu praktizieren; deswegen sitzen Männer und Frauen auch getrennt voneinander.

Ein Höhepunkt der Führung waren die Erläuterungen zu den Torarollen; eine davon konnte Frau Mor den Schülern präsentieren. Diese Version der Fünf Bücher Mose war, wie jede in der Synagoge verwendete Tora, von einem speziell ausgebildeten Juden im Zeitraum eines Dreivierteljahres in mühevoller Arbeit handschriftlich auf Hebräisch auf Leder erstellt worden. Die Tora ist den Juden heilig, sie wird in einem geschmückten Schrein aufbewahrt; die „koschere Torarolle“, aus der im Gottesdienst vorgelesen wird, darf nur von einem Mann getragen werden. Beim Vorlesen wird ein Zeigestock genutzt, um zu verhindern, dass man die Schrift mit dem Finger berührt.

Sehr gerne und ausführlich beantwortete Frau Mor die Nachfragen von Schülern und Lehrern, z. B. zum koscheren Essen, so dass verschiedene neue Erkenntnisse durch den Besuch in der Synagoge gewonnen und die Exkursion deshalb von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Bereicherung empfunden wurde.