Ausstellungseröffnung mit drei Marianum-Lehrern

 

Die Welt in neuem Licht: Ausstellung „Zuwendungen“ in Herzlake

Von E. Diers / Meppener Tagespost, 27.09.2011

Herzlake. Wer bei „Zuwendungen“ im Herzlaker Rathaus bis zum 6. Januar an finanzielle Wohltaten der Kommune denkt, wird bei einem Besuch der Verwaltung enttäuscht sein. Wer aber unvoreingenommen einen Besuch plant, wird positiv überrascht werden.

Bei „Zuwendungen“ handelt es sich um eine Ausstellung von Skulpturen der Meppenerin Christel Altevers und von Fotografien des Neuenhausers Siegfried Wigger. Den Betrachter erwartet ein für die Kunst „durchaus spannendes Thema“, wie es Christoph Migura aus Meppen in seinen einleitenden Worten in der Vernissage formulierte. „Der Begriff verspricht eine Art gesammelter Aktivität, beherzt und entschieden auf der einen Seite, doch gleichzeitig behutsam und feinfühlig; denn das jeweilige Gegenüber soll ja nicht erschreckt, sondern geachtet werden. Auch lässt das ausgewählte Wort offen, wie auf die Zuwendungen reagiert wird, schlimmstenfalls mit Zurückweisung, vielleicht mit Gleichgültigkeit, am besten aber mit einer angenehmen Erwiderung“.

Kunst sei eine Form der zwischenmenschlichen Kommunikation. Künstler würden „mit ihren Werken etwas über sich und ihre Wahrnehmung der Umwelt“ aussagen und damit sich dem Betrachter zuwenden, hatte zuvor schon Samtgemeindebürgermeister Ludwig Pleus den Gästen mitgeteilt. 

Momentaufnahmen
Siegfried Wigger fotografiert Situationen der Alltagswelt mit einem speziellen Blick für den außergewöhnlichen Moment. Seine zum Teil farbverfremdeten Fotografien lassen dem Betrachter die Welt „in neuem Licht“ erscheinen. Seit 2007 präsentiert der Preisträger zahlreicher Fotowettbewerbe seine Werke in wechselnden Ausstellungen der Öffentlichkeit. Der 45-jährige Lehrer am Gymnasium Marianum Meppen fotografiert seit seinem 13. Lebensjahr mit einer Leidenschaft und individueller Note, die die Bildwelten des Fotografen in den Fluren und im Treppenhaus des Rathauses eine beeindruckende Ruhe ausstrahlen lassen.

Nach Details suchen
„Es lohnt sich hinzuschauen, nach Details zu suchen und nachzudenken, warum hat er das so gemacht“, hieß es nach der Vernissage von einer begeisterten Besucherin. Siegfried Wigger verzichtet in seinen Fotografien auf gestellte Situationen. „Siggi Wigger bringt den Betrachter zum Staunen, Nachdenken und Begreifen“, beschrieb Migura das Werk des Künstlers und leitete über zu Christel Altevers, deren Skulpturen aus Bentheimer Sandstein und Speckstein eine gelungene Symbiose zu den Fotografien eingehen. Mit ihren Skulpturen wolle sie nicht bestimmte Dinge aus ihrer Umgebung festhalten und genau wiedergeben, hat Christel Altevers mit erzählt. Vielmehr möchte sie in ihrer künstlerischen Arbeit den Dingen auf den Grund gehen. Das tue sie, indem sie das Wesentliche herausarbeite, und dazu verwende sie klare, schlichte Formen, betonte Migura. Christel Altevers bearbeitet seit 1999 Sandstein, Speckstein und Alabaster. In vielen Jahren unterschiedlicher ehrenamtlicher Tätigkeit begegnete sie Menschen mit Wünschen nach Zuwendung, Geborgenheit, Verständnis und leichterem Leben. Diese Sehnsucht möchte sie in ihren Skulpturen ausdrücken, umschrieb Migura die hinter den Skulpturen sich auftuenden Intentionen der Bildhauerin, die „unsere Wahrnehmungen bereichern“.

Beachtenswert
Und worin das Gemeinsame der beiden präsentierten Kunstformen liege, darauf gab Migura gleich selbst die Antwort: „Beide spiegeln das breit gefächerte Leben, seine bemerkenswerten, beachtenswerten, liebenswerten Facetten. Und das gilt auch für die Exponate: Sie sind bemerkenswert, beachtenswert, liebenswert.“ Beachtenswert und vor allem hörenswert war zudem die musikalische Gestaltung der Vernissage durch Rainer Rohe (Klavier) und Andreas Hoveling (Schlagzeug).